Else Günther ist eine Kinderbuchautorin, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg schriftstellerisch zu betätigen begann undgegen Ende der siebziger Jahre fast völlig verschwunden ist. In ihren Kinderbüchern von vor-interkultureller Charakteristikversucht sie in Nachkriegs-Deutschland, den deutschen Kindern fremde Kontinente wie Afrika und Asien (die Türkei)einerseits und europäische Länder (wie Schweden) näher zu bringen und dadurch meines Erachtens die interkulturelle Kompetenz der Nachkriegskinder zu fördern. Ausgehend von dem Inhalt ihres Kinderromans Sonjas lustige Türkenreisekann man sehen, dass die Autorin, obwohl sie Anfang der 50er Jahre schreibt, nicht von den Verwüstungen oder Folgendes vorangehenden Nationalsozialismus redet, sondern ein musterhaftes Familienleben in einer Wohlstandsgesellschaftin den Vordergrund rückt. Else Günthers Mädchenroman Sonjas lustige Türkenreise finde ich schon mit dem Titel auffällig;es heißt nicht Türkei-, sondern Türkenreise. Hiermit scheint wahrscheinlich eine mentale Reise in die Welt der Türken (alsein asiatisches Volk) gemeint zu sein. Der Roman handelt von “mittleren Helden” aus einem gut bürgerlichen Milieu, wowir ebenfalls beobachten, dass “Fantasie und Psychologie, die den Kinderfiguren aus der Verpflichtung aufWohlanständigkeit und strikte Anpassung an die von Erwachsenen gesetzten Verhaltensnormen heraushelfen, (…) zuwichtigen Elementen [werden]” (Steinlein, 2008, S. 327), was uns meines Erachtens ermöglicht, Else GünthersMädchenroman mit seiner freimütigen und z.T. rebellischen Protagonistin zu dem Bereich der ‚Schwellentexte, d.h.Vorläufertexte‘ einer “Literatur der Kindheitsautonomie” (Ewers) zugehörig zu betrachten. Nicht nur der Umgang derEltern mit den Kindern, sondern auch die Art und Weise der literarischen Darstellung fremder Welten der Autorin ElseGünther erscheint uns aus pädagogischer Perspektive von grosser Bedeutung, besonders im Hinblick auf interkulturelleErziehung der Nachwuchsgenerationen.